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Gedanken zum Thema „Wie sähe eine vegane Welt aus?“

In der Ausgabe 2/2021 der Wochenzeitung DIE ZEIT macht die Autorin Merlind Theile ein Gedankenspiel zum Thema „Wie sähe eine vegane Welt aus?“. Sie skizziert dabei eine Welt im Jahr 2035, in der Nutztiere seit 10 Jahren abgeschafft sind. Gut, solche Szenarien kann man entwickeln und durchdenken. Das Gedankenspiel ist durchaus lesbar, weil es freundlich und wohlmeinend geschrieben ist. Ich verstehe auch, dass man solche Überlegungen anstellt, wenn man das zynische und brutale, Menschen und Tier verachtende industrielle Fleischsystem vor Augen hat. Die Corona Pandemie hat es ganz deutlich zu Tage gebracht. Leiharbeiter, Infektionen in den Produktionsstätten, verzweifelte Bauern, Dumpingpreise bei den Discountern und dazu eine hilflos erscheinende Politik, die immer nur punktuell eingreift und das ganze System nicht heilen kann oder will.

Darin zeigt sich aber nur die hässliche Seite des Fleisch Essens. Sie ergibt sich nicht automatisch aus dem Essen von Fleisch, sondern aus dem, was aus dem industriellen Fleischsystem gemacht wurde: rücksichtsloses Gewinnstreben, gnadenloses Ausbeuten von Ressourcen, Verzicht auf Nachhaltigkeit und Umweltverantwortung und Versagen der politischen Wegweisung und Kontrolle.

Es gibt aber auch die andere, deutlich positive Seite.  Die vielen wohlmeinenden Bauern, die oft knapp an der Existenzgrenze Tiere artgerecht und respektvoll großziehen und die den Mist der Tiere dringend brauchen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, die Landschlachter, die mit viel Achtung vor den Tieren ihrer Arbeit ortsnah nachkommen, die Vermarkter, die direkt und regional ihre Fleischwaren anbieten und die immer grösser werdende Gemeinde von Kunden, die bewusst kaufen, essen und genießen. Es gibt keinen guten Grund dieses System zu gefährden oder zu beenden. Ganz im Gegenteil. Wir brauchen wieder Systeme, in denen der bäuerliche Betrieb ganz selbstverständlich Tiere halten wird, im Einklang mit seiner Größe, Futterfläche und Haltungsmöglichkeit. Und wir brauchen die nachgelagerten Strukturen, die dies regional umsetzen. Die Politik wird es nicht fördern. Nur die Kundennachfrage und Kundentreue.

 

Ich wollte aber noch etwas ganz anderes sagen.

Die Welt wird jeden Tag ärmer. Hierzu muss man nur die Berichte lesen, wie viele Arten im letzten Jahr wieder verschwunden und wahrscheinlich ausgestorben sind. Die im Gedankenspiel skizzierte vegane Welt befördert auch die Nutztiere auf die Liste der gefährdeten oder ausgestorbenen Arten.

Und die Verarmung ist nicht nur biologisch zu messen. Auch kulturell. Essgewohnheiten, Rezepte, Spezialitäten und Kuriositäten der Küche sind über Jahrhunderte in den unterschiedlichen Ländern und Regionen durch die dort lebenden Menschen geschaffen, gewachsen und kultiviert worden und stellen Reichtum und Lebensfülle dar. Fleisch, Wurst, Käse gehören dazu. Ich möchte mir keine Welt vorstellen, in der das alles verloren geht. Wir sollten durch unser Verhalten deutlich machen, dass wir das nicht wollen und unser Augenmerk sollte auf Respekt, Nachhaltigkeit, Qualität, Maßhalten, Vielfalt und Lebensfreude liegen.

 

Bernhard Sinz

Bezogen auf Die Zeit 02/2021 "Wie sähe eine vegane Welt aus?"

Themen:: Die Zeit, Vegane Welt

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  • Küchen-Kultur darf bleiben

    Danke für den Artikel,

    ich möchte noch eine Überlegung ergänzen:
    Ich finde, den Reichtum an Kultur, Geschmack und Küche kann man 2035 durchaus von der Ressource und Produktionsart und letztendlich "vom Rohstoff" entkoppeln. Mit anderen Worten: Wenn das Tier aus der Nahrungsformel gekürzt wird, entfernt das nicht automatisch auch den kulturellen Reichtum.

    Selbst bei 100% pflanzlichen Inhaltsstoffen, wie in dem Originalartikel ausgeschmückt, wird es weiterhin Kuchen, Torten, Schnitzel, Cappuccino, Würste, ... geben. Eigentlich alles von Fichstäbchen über die Gänsekeule bis zum Hartkäse und Sprühsahne, Fleischsalat und Rührei wird heute schon mehr oder weniger erfolgreich mit Pflanzen nachgebaut. Man kann darüber streiten, wie nah am Original die Hersteller sind, aber nicht darüber, dass sie konstant immer besser werden.

    Im Gegenteil vergrößert sich der Grundwortschatz in der Küche: Wenn Sterne-Restaurants sich zum Beispiel mit Tempeh beschäftigen, entsteht mehr Vielfalt (und verdrängt ja nicht dadurch) und somit Reichtum in Kultureller Hinsicht.